Beim Power
Fitting ist das Ziel, die Tretleistung im
professionellen Radsport zu optimieren. Unter einer optimalen
Sitzposition verstehen wir die Maximierung des Einflusses
biomechanischer Faktoren auf die physiologische
Leistungsfähigkeit des Organismus. Darunter verstehen wir den
Einsatz und die Rekrutierung einzelner Muskelfasern, den Beginn
und das Ende ihrer Aktivierung sowie die Übertragung der
Beinkräfte auf die Pedale. All dies wird durch die
Kontaktpunkte mit dem Fahrrad definiert.
Wir verbessern die Krafterzeugung, indem wir die Bedingungen
schaffen, unter denen die Kräfte am besten übertragen werden.
Als Beweis der Bedeutung von "richtigem Sitzen" ein Beispiel des ehemaligen bayrischen Zeitfahrmeisters Wolfgang Fischer. Die niedrige Sitzposition verursacht aufgrund muskulärer Aktivität und wirkender Hebel ein kleineres Drehmoment bzw. weniger Gesamtarbeit an der Kurbel bei gleichem Ergometerwiderstand (isokinetisch SRM).
Auch Bernard Hinault war sich dem Umstand bewußt, dass eine "maximale" Sitzposition mit vergrößerter Musklearbeit einhergeht. Ich habe ihn speziell dazu befragt. Hören wir, was Claude Genzling in Cyclisme sur route - Sports pour tous darüber sagt in:
Bernard Hinault`s Rad, oder, die kurze Geschichte
einer Position
"1978 hatte ich während der Tour de France systematisch damit
begonnen, die Räder der Profis zu vermessen um die Daten zu
sammeln, welche für Studien zur Sitzposition benötigt wurden.
(Die 2. Grafik zeigt die Maße von Bernard Hinaults Rad
1978)
Im folgenden Jahr gegen Ende Januar auf dem Weg zu den Six Days
von Rotterdam fuhr Bernard Hinault die französischen
Crossmeisterschaften. Zu diesem Zeitpunkt vermaß ich sein
Cross- und sein Bahnrad damit ich einige Vergleiche anstellen
konnte.Bei dieser Gelegenheit notierte ich, daß der Sattel
seines Straßenrades, welches er mitgebracht hatte, ganz nach
hinten geschoben war. Das bedeutete, daß Bernard seine
endgültige Position noch nicht gefunden hatte, da seine
Rahmengeometrie es ihm nicht erlaubte, den Sattel weiter nach
hinten zu schieben. Ich erwähnte dies gegenüber Cyrille
Guimard, seinem damaligen Sportdirektor und er erzählte mir
später, daß ein neuer Rahmen entwickelt werde, als Ergebnis von
ergonomischen Untersuchungen und Windkanaltests, die bei der
Firma Renault durchgeführt wurden.
Bernard Hinault brauchte viele Monate um sich an diese neue
Position zu gewöhnen, deren bemerkenswerte Effizienz die
Studien voll und ganz bestätigten. Aber der Sattel war nicht
sofort auf die gewünschte Höhe eingestellt - es gab noch einige
Millimeter Luft nach oben. Es war mit diesem viel stärker nach
hinten geneigten Rad, mit dem der Bretone das Criterium
Dauphiné Libéré mit fast 13 Minuten Vorsprung gewann und die
Tour de France, in der er meisterlich 7 Etappen gewann,
inklusive der letzten beiden."